Ein kleines Zelt am Gewässer. Dazu ein „Rod pod“, auf dem zwei oder drei Angelruten abgelegt
sind und die Schnur über einen elektronischen Bissanzeiger läuft. Am Uferrand ausgelegt ein überdimensionaler Kescher und direkt daneben etwas, was aussieht wie ein kleines Gummiboot – die unverzichtbare Matte zum schonenden Abhaken. Wenn man jetzt noch kleine Kugeln in verschiedenen Farben und Gerüchen sieht und riecht, dann weiß man, hier hat sich ein Karpfenangler auf die Lauer nach dem kapitalen Fang seines Lebens gelegt.
(Die Karpfensession kann beginnen)
Das „klassische“ Karpfenangeln hat sich in den letzten Jahrzehnten einer gravierenden
Veränderung unterzogen. Angelten die Gründungsväter unseres Vereins noch mit der guten alten Kartoffel so sind heute Pellets, Partikelköder und vor allem Boilies (Hartteigkugeln) die erfolgreichsten Karpfenköder. In der modernen Karpfenangelei hat sich aus dem Trend eine eigene Szene entwickelt. Neue Methoden, Köder und Gerät schwappten zunächst von England auf den europäischen Kontinent hinüber. So wundert es nicht, dass der Wortschatz unserer Karpfenangler viele Anglizismen aufweist.
Das eigentlich Interessante ist aber nicht die Technik, mit denen die kapitalen Karpfen gefangen werden, sondern wie sich der moderne Karpfenangler auf seine „Session“ vorbereitet und sich in seinen Zielfisch hineinversetzt. Da wird das Gewässer auf das Genaueste erkundet, ausgelotet und wahrscheinliche „Hot-Spots“ lokalisiert. Danach wird der Köder ausgesucht und entschieden wie der Köder präsentiert werden soll – in einer „Falle“, als „pop-up“, Schneemann oder „Boilie-Kette“. Vielleicht auch mal etwas ganz Ausgefallenes wie aufgezogenes frisches Gras; hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
(Die Rute ist ausgelegt und der Bissanzeiger scharf geschaltet)
Und wenn der Köder platziert ist, ist das Vertrauen der Karpfenangler in ihre Montage nur zu bewundern. Einmal ausgebracht, bleibt der Köder mitunter Stunden bis Tage an seinem Platz. Und nach Stunden der Ruhe meldet sich auf einmal der Bissanzeiger – und die Beschaulichkeit ist vorbei. Durch die geschickte Auswahl des Köders und der Selbsthakmontage ist gewährleistet, dass der Haken in der Regel nur vorne im Maul greift. Und nach dem Drill wird deutlich, was es heißt Respekt, gegenüber der Kreatur zu zeigen.
Es ist nur zu begrüßen, dass es in unserem Verein Karpfenangler gibt, welche ihr Wissen nicht nur für sich behalten, sondern dieses auch an die nächste Generation weitergeben. Hier zeigt es sich, was unseren Verein ausmacht – gemeinsam dafür sorgen, dass sich unser Hobby weiterentwickelt und wir auch in Zukunft hoffentlich noch Gewässer mit einem ordentlichen Fischbestand haben.
(Gemeinschaftsfoto nach einem Karpfenworkshop der Jugendgruppe)